(Artikel von Till Raether, zwecks Wohlgefallen geklaut aus der BRIGITTE)

Es gibt eine ganz einfache Faustregel, um den richtigen Augenblick zur Zeitverschwendung zu finden: Im Zweifelsfall ist er immer genau jetzt, nie später. Das wäre Planung, nicht Verschwendung. Das Schöne am Zeitverschwenden ist, dass man es immer und überall tun kann. Für Sekunden im größten Stress, für Stunden an einem normalen Abend oder Wochenende, für Monate in manchen Lebensphasen.

Zeit verschwenden bedeutet: sich Muße gönnen. Aber es klingt besser, aktiver, körperlicher: man schmeißt mit beiden Händen war raus, das eigentlich kostbar ist. Und nichts ist kostbarer als Zeit, das Einzige, von dem wir von Natur aus nicht unbegrenzt haben. Und gerade darum ist es so lebensbejahend, das Kostbare zu verschwenden: Wer Zeit verschwendet, würdigt, dass man nicht aus jeder Minute Leben ein Höchstmaß an Sinn und Nutzen herauspressen kann. Zeitverschwenden ist Leben. Einfach nur rausgucken, den eigenen Gedanken nachhängen. Nichts tun. Scheinbar Sinnloses tun.

Aber Vorsicht: Stundenlang auf sozialen Netzwerken die Profile von Leuten stalken, die man nicht mag, oder endlos Preise vergleichen im Internet, mit schlechtem Gewissen durchs Fernsehen zappen – das ist Zeit vernichten, nicht verschwenden.